Agrar – und Ernährungswirtschaft

Die Agrar- und Ernährungswirtschaft ist eine der wichtigsten Industriezweige Australiens und die Branche trägt wesentlich zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Australische Produkte genießen den Ruf höchster Qualität und Sicherheit und der Markt zeichnet sich durch ein vergleichsweise hohes Preisniveau für Lebensmittel und qualitätsbewusste Konsumenten mit Interesse an international Produkten aus. Australien bietet daher auch insbesondere deutschen Unternehmen interessante Perspektiven.

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Lebensmittelindustrie

Der Wert der landwirtschaftlichen Produktion in Australien verzeichnete seit 20 Jahren einen durchgängigen Anstieg, wobei die Zahlen aufgrund von erschwerten klimatischen Bedingungen, wie beispielsweise die langanhaltenden Dürreperioden und nicht zuletzt die Auswirkungen der schwerwiegenden Buschbrände, in den letzten Jahren rückläufig sind. Der Wert der landwirtschaftlichen Produktion liegt bei circa $60 Mrd., mit dem Ziel, diesen bis 2030 auf $100 Mrd. zu erhöhen. Der Großteil der Wertschöpfung (circa 44 Prozent) kommt dabei aus der Viehzucht (Fleisch- und Milchprodukte), wobei insbesondere die Rinderwirtschaft für die Fleischproduktion eine wichtige Stellung einnimmt. Beim Getreideanbau (circa 31 Prozent der Wertschöpfung) gilt Weizen als Haupanbauprodukt. Rindfleisch und Weizen sind die landwirtschaftlichen Hauptexportprodukte Australiens und werden insbesondere in asiatische Märkte verkauft – etwa 63 Prozent aller australischen Lebensmittelexporte gehen nach Asien.

Laut aktuellen Prognosen und günstigen Wetterverhältnissen, die insbesondere dem Getreideanbau zu Gute kommen, soll die Nachfrage nach Düngemitteln und Agrarchemikalien wieder steigen. Auch die Nachfrage nach Landmaschinen steigt nach rückläufiger Nachfrage 2019 im ersten Quartal 2020 wieder an.

Die Lebensmittelindustrie in Australien wird von einer Nachfrage nach diversifizierten und qualitativ hochwertigen Produkten bestimmt und zeichnet sich, genau wie die australische Bevölkerung, durch große Internationalität aus. Unternehmen in der Nahrungsmittelproduktion werden stark durch die vorgelagerte Agrarwirtschaft unterstützt, vor allem in der Milchindustrie, dem Weinanbau, der innovationsgetriebenen Brauereibranche und der Fleischindustrie. Die Nahrungsmittelindustrie wird zusätzlich durch hervorragende Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und der Zusammenarbeit von Organisationen, Unternehmen und Bildungseinrichtungen gefördert.

Diese Voraussetzungen erlauben es der Branche, sich stets auf neue Trends und die sich ändernde Nachfrage anzupassen. Australien bietet durch neue Herstellungsmethoden und innovative Verpackungstechniken einen interessanten Markt für unterschiedliche Akteure innerhalb der gesamten Lieferkette. Laut GTAI soll so auch die Nachfrage nach Nahrungsmittelmaschinen bis 2023/24 stetig wachsen.

Agriculture 4.0

Australien bietet auch im Bereich AgTech und der Lebensmittelproduktion Unterstützung für innovative Start-Ups und verfügt über starke Forschungseinrichtungen. Basierend auf der von Austrade geförderten Initiative Agriculture 4.0 leistet der fünfte Kontinent Pionierarbeit und liefert innovative Lösungen in den Bereichen Robotik, Fernerkundung und Machine Learning sowie disruptive Ansätze für globale Nahrungslieferketten wie Biowissenschaft, neue Anbaumethoden und Innovationen in der Nahrungsverarbeitung. Somit soll die Agrarwirtschaft profitabler, effizienter, sicherer und umweltfreundlicher werden.

Diese Entwicklungen wirken sich auch positiv auf internationale Partner und Märkte aus. Der Agrarsektor Australiens ist nicht nur einer der am wenigsten subventionierten der Welt, sondern war, gerade aufgrund der schwierigen klimatischen Verhältnisse, schon immer besonders innovationsgetrieben. Basierend auf dieser starken Innovationskraft etabliert sich das Land als internationaler Hub für die Landwirtschaft 4.0.

Retail - Lebensmittelhandel

Der Lebensmittelhandel ist ein von hohem Wettbewerb geprägter Sektor, der bis vor wenigen Jahren vor allem ein Preiswettbewerb war. Mit dem Eintritt von ALDI bieten jetzt auch die beiden Marktführer Coles und Woolworths vermehrt Eigenmarke an. Insbesondere im Lebensmittelbereich reagieren sie auf die starken Trends zu gesundheitsbewusster Ernährung und Lebensmittel in Bio-Qualität – ein Trend der bereits seit mehreren Jahren boomt. Laut des Industrieverbandes Australian Organic kaufen circa 65 Prozent der Australier Lebensmittel in Bio-Qualität. Neben Eigenmarke Produkten werden voraussichtlich auch vermehrt Fertiggerichte angeboten. Ein weiterer wichtiger Fokus liegt auf dem Einkaufserlebnis der Kunden. So werden Geschäfte neu eingerichtet und Online-Shopping Möglichkeiten erweitert. 

Richtlinien

BICON

Der australische Lebensmittelmarkt ist hoch reguliert und unterliegt relativ strengen Einfuhrbestimmungen. Eine erste Hilfestellung bietet die Datenbank des Department of Agriculture and Water Resources, die BICON (Australian Biosecurity Import Conditions) Datenbank. Sie erhaelt ueber 20,000 Ergebnisse von Pflanzen, Tieren, Mineralien und anderen Produkten. Fuer einige Produkte muss eine Importlizenz beantragt werden. Hierzu zählen beispielsweise

  • Eier und Eierprodukte
  • Milchprodukte
  • Nicht konserviertes Fleisch
  • Samen und Nuesse
  • Frisches Obst und Gemuese

Ob ein Import Permit benötigt wird, oder ob das Produkt überhaupt eingeführt werden darf und mit welchen Dokumentationspflichten lässt sich über die BICON Datenbank herausfinden.

https://bicon.agriculture.gov.au/BiconWeb4.0

Food Labelling

Etikettierungsvorschriften für Nahrungsmittel werden durch das Australian Consumer Law (ACL) und den Food Standards Code geregelt. Die übersehende Behörde ist Food Standards Australia New Zealand sowie die ACCC.

  • Country of Origin Label: Nach dem ACL ist seit dem 1. Juli 2016 ein neues Etikettierungssystem gültig: das Country of Origin Food Labelling System. Seit 2018 müssen alle Unternehmen dem Gesetz nachkommen. 
  • Ingredient Labelling of Foods (Inhaltsstoffe): Inhaltsstoffe müssen in nach Gewicht in abnehmender Reihenfolge angegeben werden. Weitere Bestimmungen gelten für zusammengesetzte Zutaten.
  • Date Marking (Mindest-Haltbarkeitsdatum): Es wird unterschieden zwischen dem ‚best-before‘ und dem ‚use-by‘ Datum.
  • Nutrition Content and Health Claims (Naehrwert- und gesundheitsbezogene Angaben): Es handelt sich hierbei um vom Anbieter freiwillig gemachte Angaben, wobei dabei bestimmte Regeln eingehalten werden muessen. Diese werden in Standard 1.2.7 des Food Standards Code geregelt.

Labelling von alkoholischen Getränken

Das Labelling bei alkoholischen Getränken wird in Teil 1.2 und 2.7 des Food Standards Code behandelt. Zusätzlich zu den allgemeinen Labelling Vorschriften wie die erwähnten Zutaten, Country of Origin, Datumsangaben für Haltbarkeit und Verwendungs- und Lagerungsangaben, gelten für alkoholische Getränke weitere Sonderregelungen.

  • Alcohol by volume (Volumenprozentangabe): Bier, Wein und Spirits, die mehr als 1,15 Volumenprozent Alkohol enthalten, muessen ein Statement angeben, in dem der Volumenprozent-Anteil als Prozentsatz des Gesamtvolumens des Getraenks indiziert ist.
  • Standard Drink Labelling: Ein ‚Standard Drink‘ enthaelt 10 gramm Alkohol. Jedes Label muss die Anzahl an Standard Drinks angeben, die im Getraenk enthalten sind (gilt fuer Getraenke, die nach dem 20. Dezember 2002 abgefuellt wurden)
  • Geographical reference (Herkunftsangaben): Für einige importierte Produkte darf das Label lediglich die Ortsangabe enthalten, wenn das Produkt auch in diesem Land bzw. Region produziert wurde. Es ist nicht erlaubt, eine Herkunftsangabe auf dem Etikette anzugeben, wenn das Produkt aus einem Land exportiert wurde, jedoch in einem anderen abgefüllt wurde.
  • Health & Nutrition Content Claims: Genau wie bei anderen Lebensmitteln, gilt auch bei Alkohol die Regel, dass die Information auf dem Etikett nicht falsch, irrefuehrend, oder taeuschend seini darf.

Container Deposit Scheme

In den letzten Jahren wurden in mehreren australischen Bundesstaaten Pfandsysteme eingefuehrt, mit dem Ziel, die Abfallproduktion zu reduzieren. In South Australia gibt es das System schon seit ca. 40 Jahren, andere Staaten sind erst 2017 nachgezogen bzw. sind gerade erst im Begriff ein Container Deposit Scheme (CDS) einzurichten. Die Systeme können sich von Staat zu Staat unterscheiden.

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